Christian Papke
TS - Briefe an eine Geliebte
 
Bühnenfassung und Regie Christian Papke
 
 
mit
Michael Maertens,
1989: Boy-Gobert-Preis
1989/90: Nachwuchsschauspieler des Jahres
2000: Nestroy-Nominierung als Bester Schauspieler
2001 Schauspieler des Jahres
2002: Gertrud-Eysoldt-Ring
2004: Nestroy-Nominierung als Bester Schauspieler
2005: Nestroy-Auszeichnung in der Kategorie Bester Schauspieler
2006: Nestroy-Nominierung als Bester Schauspieler,
 
und Mavie Hörbiger,
Goldene Romy Beliebtester weiblicher Shootingstar 2001.
 
Die WIENER ZEITUNG urteilt
„Michael Maertens ist ein begnadeter und intelligenter Komödiant. Er denunziert den Macho im Advokatenstil ebenso gnadenlos wie den romantischen Lyriker. Constanze (Mavie Hörbiger, Anm.) wandelt sich im Laufe der zwei Jahre vom Landei zur gewandten Gesprächspartnerin, wagt auch gegen die Vorschriften ihres künftigen Ehemannes keck aufzubegehren. (...) Vergnüglich.“
(Wiener Zeitung, Printausgabe 05.02.2008)
 
Und die österreichische Tageszeitung DER STANDARD ergänzt
„Papke gelang es, aus dem starken, umfangreichen Textmaterial nicht nur einen fantastischen, unterhaltsamen und vor allem von Maertens/Hörbiger sehr lebendig, manchmal fast komödiantisch gespielten Dialog herauszustreichen.
Er zieht auch einen detailliert gearbeiteten Spannungsbogen über die, wenngleich damals stark zeitverzögerten, immer heftigeren Eifersuchtsanfälle Storms, die Krisen der Beziehung, die seiner Verlobten wiederum die Gelegenheit gaben, sich als kluge, diplomatische, dem Dichter bei ihren Kontras schreiberisch durchwegs gewachsene Partnerin zu zeigen.“
(DER STANDARD/Printausgabe 06.02.2008)
 
und als Coverstory des ORF Magazins „HEIMspiel“ war ein Text von Christian Papke zu lesen:
 
Storm im Flugzeug
 
Wir schreiben das Jahr 1856. Theodor Storm, jener Dichter, der die norddeutsche Winterdepression in eine literarische Sehnsucht verwandelte, zieht aus Lübeck, dem Wohnort seiner großen Liebe Constanze ins nach damaligen Verhältnissen weit entfernte Husum. Bilder von Kaminfeuer, Bratapfel und Tee mit Rum und Kandis ziehen an mir vorüber. Jener Storm, der den aufkeimenden Realismus mit dem Unheimlichen verband, irgendwo zwischen E.T.A Hoffmann und Edgar Allan Poe, ein Romantiker und doch ein höchst moderner Mann. Die graue Stadt am Meer, Stadt meiner Kindertage.
 
Ich steige ins Flugzeug. Mein Ziel ist das Theodor Storm Archiv, dessen engagierte Leiterin mir weithin unbekannte Texte versprochen hat. Die Trennung ist mehr als ein Rückzug ins Schreiben, sie ist verordnet von Constanzes Familie, welche die ungern gesehene Verbindung auf die Probe stellt. In den nächsten zwei Jahren wird ein Briefwechsel entstehen zwischen dem arrivierten Schriftsteller und der weitaus jüngeren Constanze, die anfangs ungelenk, im Verlauf eine immer eigenständigere Position entwickelt. Dieser Briefwechsel, literarisches Dokument und Zeitzeugnis gleichermaßen, ist erhalten und jetzt Ziel meiner Reise.
 
Langsam füllt sich das Flugzeug. Ich öffne meine Tasche, um meine Unterlagen durchzusehen. Als ich aufblicke, schaue ich in ein bekanntes Gesicht. Was machst du denn hier?, sagt Michael Maertens. Ich fliege nach Hamburg, antworte ich intelligenterweise – und du? Michael grinst und setzt sich neben mich, wir haben aufeinander folgende Sitznummern. Ah, du liest Storm, sagt er, Storm hat mich immer schon interessiert!
 
Ich weiß, dass es Zufall ist. Doch manchmal fällt es schwer, daran zu glauben.
 
Müsste es nicht möglich sein, diesen Briefwechsel gekürzt für einen intimen Theaterabend aufzubereiten? Eine atmosphärische Lesung vielleicht für dunkle Winterabende? Theodor Storm mag ein Trost spendender Literat gewesen sein. Doch die Dämonen, die seine Geschichten bevölkern, holen ihn im Alltag selbst ein. So zumindest scheint es in seinen Briefen. Wer wäre besser geeignet, diese Brüche feinfühlig zu interpretieren, als Michael Maertens, selbst Norddeutscher, mit seinem warmen, klangvollen Timbre?
 
Einmal angenommen – wer könnte die anfangs etwas unbedarfte Kindfrau darstellen, die im Laufe der Zeit mit Aufrichtigkeit und Gradlinigkeit diesen hochgradig spannenden und empfindsamen aber nicht ganz einfachen Mann an sich binden und ihm Geborgenheit vermitteln lernt? Mavie Hörbiger, sagt Michael Maertens ohne Zögern.
 
Was?, sage ich, diese wunderschöne Frau, diese Frau, die als eine der wenigen das Zeug zum internationalen Superstar hat, die von Gérard Depardieu, Katharina Thalbach, Christian Tramitz, Jürgen Prochnow bis zu Nina Hagen mit allen bedeutenden Kollegen durch sämtliche Genres hinweg die wesentlichen Rollen spielt?
 
Eben die, lacht Michael Maertens, meine Frau. Im Ernst, Mavie ist vor allem eine ganz tolle Schauspielerin. Und wenn einer dieser viel zu wenig beachteten Frau Storms Bedeutung verleihen kann, dann sie. Mavie und du, ihr habt geheiratet?, rufe ich aus, meinen Glückwunsch! Den Kopf gedankenschwanger – einmal angenommen – sitze ich im Zug von Hamburg nach Nordfriesland und fahre in den aufziehenden Husumer Novembernebel. In der Ferne höre ich noch immer Michael Maertens leise lachen.
 
(HEIMSPIEL/Printausgabe Feburar 2008)